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Starker Start für kleine Helden – zum heutigen Weltfrühgeborenen Tag

Eins von zehn Babys ist ein Frühgeborenes – weltweit. In Deutschland werden jährlich rund 60.000 Kinder zu früh geboren, also zehn Prozent der Neugeborenen. Damit sind Frühgeborene die größte Kinderpatientengruppe Deutschlands. Dennoch werden Probleme und Risiken für die weitere Entwicklung dieser Kinder und die hohe Belastung ihrer Familien nicht in entsprechendem Maß wahrgenommen.

Um auf die Herausforderungen von Frühgeborenen und deren Familien aufmerksam zu machen, wurde der Welt-Frühgeborenen-Tag ins Leben gerufen, der am 17. November begangen wird. Über Landesgrenzen hinweg sollen Frühgeburt und ihre Folgen thematisiert werden. Am 17.11. werden zahlreiche Gebäude weltweit violett beleuchtet, darunter auch das Heidelberger Schloss, das Empire State Building oder die Bosporus Brücke in Istanbul. Die Idee zur Beleuchtung von exponierten Gebäuden auf der ganzen Welt „Purple for preemies!“ stammt ursprünglich von der amerikanischen Organisation March of Dimes und erfreut sich eines immer größer werdenden Zuspruchs.

Das St. Marienkrankenhaus wird zwar nicht violett leuchten, aber die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wollen den Tag dennoch unterstützen“, sagt Marcus Wiechmann, Geschäftsführer der St. Dominikus Krankenhaus und Jugendhilfe gGmbH, Träger der Klinik. Von 11 bis 16 Uhr gibt es eine Aktion im Foyer des St. Marienkrankenhauses in der Gartenstadt. Hauptbestandteil ist neben einem Informationsstand eine Fotoausstellung. Über 40 Eltern von in den letzten Jahren in der Klinik betreuten Frühgeborenen haben dafür Fotos ihrer Kinder eingesandt. „Sehr persönliche Momente aus einer schwierigen Zeit, aber auch sehr lustige und positive Bilder sind dabei“, berichtet Ursula Krupp, Stationsleitung auf der Früh- und Neugeborenenintensivstation „Däumling“. Die Auswahl sei deshalb nicht leicht gefallen. Besonders hat sich das Team auch über Fotos gefreut in denen zu sehen ist, wie sich „ihre Däumlinge“ weiter entwickelt haben.

Im St. Marienkrankenhaus, werden im Perinatalzentrum jährlich etwa 250 Frühgeborene, davon 45 unter 1500 Gramm, betreut. Ein wesentlicher Baustein ist die Versorgung der Kinder im Kontext der Familie. Dies beginnt bereits vor der Geburt und reicht über den stationären Aufenthalt der Kinder hinaus. „Es geht nicht nur darum, dass die Kinder gut überleben, sondern wir müssen die Familien unterstützen, die durch die Situation sehr belastet sind“, so die Leitende Oberärztin Dr. med. Birgit Görtz. Das Ziel von ihr und ihren Kollegen ist das Überleben der Kinder ohne schwere Folgeerkrankung und die Miteinbeziehung und Stärkung der Eltern. Zu der Geburt zu einem Zeitpunkt an dem die werdenden Eltern noch gar nicht vorbereitet sind – oft weit vor dem errechneten Termin – kommen viele Sorgen. Auch nach der Entlassung.

Frühgeboren sind Kinder, die vor der 37. Schwangerschaftswoche geboren werden. Das Gewicht der Kinder sage dabei wenig über den Verlauf aus, so die Medizinerin. Ab der 24. Schwangerschaftswoche gäbe es gute Chancen, darunter je nach Reifegrad. In der Regel bleiben die Frühgeborenen fast so lange im Krankenhaus, wie sie sonst im Mutterleib geblieben wären.

Wichtig ist eine professionelle interdisziplinäre Versorgung der Frühgeborenen und ihrer Eltern (Familie), um eine gute Ausgangsposition für ein gesundes Leben zu ermöglichen. Deshalb wurden auch die Qualitätskriterien vom GBA (Gemeinsamen Bundesausschuss) entsprechend festgelegt.“, ergänzt Rita Schwahn Leiterin des Pflegemanagements, die selbst auch lange auf einer großen Früh- und Neugeborenenintensivstation gearbeitet hat. „Wir bieten die geforderte qualitativ hochwertige Versorgung an“, so Schwahn. 40 Prozent der Mitarbeiter besitzen die zweijährige Weiterbildung zur Fachpflege für Pädiatrische Intensivpflege. Interdisziplinäre Zusammenarbeit, strukturierte Besprechungen, qualifiziertes Fachpersonal oder strukturierte Nachbetreuungen sind Eckpunkte der GBA-Kriterien für Level I-Kliniken, wie das St. Marienkrankenhaus. Im interdisziplinären Team arbeiten die Fachärzte, die Pflegekräfte, Psychologen, Sozialarbeiter, Krankenhausseelsorge zusammen daran, für jeden Patienten und seine Familie die richtige Unterstützung zu finden. Die Pflegekräfte haben sich für die primäre Pflege als Organisationsform innerhalb der Station entschieden. Hier erhalten die Eltern einen festen Ansprechpartner. Die primäre Pflegekraft versorgt, beurteilt und beobachtet das Kind und gibt wichtige Information an alle Beteiligten weiter. Sie begleitet und unterstützt die Eltern in persönlichen Gesprächen, leitet Eltern bei der eigenständigen Versorgung ihres Kindes an und bindet frühzeitig die Casemanagerin zu Entlassplanung und Nachsorge mit ein.

Arbeit konkret

Die Abteilung Neonatologie bildet gemeinsam mit unserer Geburtshilflichen Klinik das Perinatalzentrum Level 1 (= Geburtszentrum höchster Versorgungsstufe) in der Pfalz. In unserem Team arbeiten Neonatologen (Intensivmediziner für Neugeborene), Kinderärzte und Fachkräfte für pädiatrische Intensivpflege im Vollschichtsystem. Sie sind ausschließlich zuständig für Kreißsaal, Wochenstation und Intensivstation. Für externe Kliniken besteht ein Neugeborenenabholdienst.

Vor der Geburt

Die Stärkung der Eltern beginnt im St. Marienkrankenhaus bereits vor der Geburt. Sofern während der Schwangerschaft kindliche Risiken (z. B. drohende Frühgeburt, Mehrlinge, Fehlbildungen) erkennbar werden, bieten wir im Rahmen der Perinatalsprechstunde gemeinsame Beratungsgespräche von Früh- und Neugeborenenmedizinern mit dem Team der Geburtshilfe, bei einer anstehenden Operation auch mit Kinder- oder Neurochirurgen an. Eltern, deren Kind aufgrund bekannter Risiken wahrscheinlich auf unserer Station Däumling betreut werden wird, können diese nach Terminvereinbarung gerne vor der Geburt kennen lernen. Bei drohender Frühgeburt werden Eltern von unseren Marienkäfern betreut und auf die zu erwartenden Pflegebesonderheiten eines Frühgeborenen vorbereitet. Eine Frühgeborenenpuppe, benötigte Kanülen oder Atemhilfen, kleine Windeln und Kleidung im Gepäck.

Aufenthalt in der Klinik

Neben der qualifizierten medizinischen Versorgung haben die Förderung der Eltern-Kind-Beziehung sowie die Stärkung der Elternkompetenz hohe Priorität und sind prägend für die Abläufe und die Atmosphäre auf unserer Station. So bieten wir Stillzimmer, Elternzimmer und Intensivräume mit bequemen Liegestühlen zum Känguruing. Begleitung durch das psychosoziale Team, Still- und Laktationsberatung und Überleitungspflege Marienkäfer runden das Angebot ab. Während des oft langen Aufenthaltes der Kinder in der Klinik greift ein ganzes Unterstützungsnetz: Durch die Bezugspflege haben die Eltern einen festen Ansprechpartner. Besuche der Kinder rund um die Uhr, Kangarooing, bei dem die Kinder immer wieder für eine oder mehrere Stunden auf dem Oberkörper der Mutter oder des Vaters verbringen, und das Einbeziehen der Eltern in die Versorgung ihrer Kinder fördern die Eltern-Kind-Beziehung. Hier ist auch das Elternhotel im sechsten Stock des Krankenhauses wichtig, wo Eltern während des Aufenthaltes ihrer Kinder ein Zimmer beziehen können und so auch einen wichtigen Rückzugsraum haben. Zusätzlich gibt es Unterstützung durch eine Psychologin und durch die Krankenhausseelsorge.

Nach dem Klinikaufenthalt

Bereits bei der Entlassung werden Nachuntersuchungstermine vereinbart, um den Kontakt weiter aufrecht zu erhalten und die positive Entwicklung der Kinder im Auge zu behalten. So gelingt es mittlerweile bis zu 80 Prozent eines Jahrgangs weiter im Auge zu behalten. Ein wichtiges Element ist auch die medizinische Nachsorge. Die „Marienkäfer“ begleiten die Familien bereits während der Zeit, in der das Kind auf unserer Früh- und Neugeborenenintensivstation betreut wird. Dies sind Kinderkrankenschwestern, die auch nach der Entlassung aus der schützenden Station Hausbesuche machen und so dem Kind und seinen Eltern unterstützend und beratend zur Seite stehen. Zwei Casemanagerinnen managen den Dienst und leiten weitere Hilfen ein.

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